Festival Leipziger Herbstsalon
An historischen Orten und im authentischen Klang Musik von mit Leipzig verbundenen Komponisten wieder auferstehen zu lassen,- das ist das Ziel unseres Festivals "Leipziger Herbstsalon".
Das vierte Festival fand nach der coronabedingten kurzfristigen Absage im vorigen Jahr 2021 wieder mit drei Veranstaltungen, Konzerten in der historischen Wagner- Aula der alten Nikolaischule, in der Sammlung des Museums für Musikinstrumente und im Salon der Grieg- Begegnungsstätte statt. Wir danken dafür, dass wir auch diesmal wieder vom Kulturamt der Stadt Leipzig und der Kulturstiftung Leipzig unterstützt wurden. Besonders freuen wir uns darüber, in diesem Jahr erstmals auch durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen gefördert wurden.
Neben Tobias Koch gab es wieder weitere spannende und rennomierte Gäste zu erleben, so die Bachpreisträgerin von 2006, Elfa Run Kristiansdottir, die Ausnahmeklarinettistin Lisa Shklyaver sowie und Stephan Katte am Naturhorn. Zu erleben war eine Collage aus bekannten und vergessenen Kammermusiken aus dem 19. Jahrhundert, die mit Leipziger Salons der Zeit in Verbindung stehen, darunter das fast vergessene furiose Septett von Moscheles. Im Zentrum des Festivals stand diesjährig ein Konzert mit Musik der Gründungsgeneration des berühmten Konservatoriums.
Leipziger Herbstsalon
Die Stadt Leipzig war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine bedeutende und innovativsten Musikmetropolen Europas. Mendelssohn wirkte als Gewandhauskapellmeister weit über die Grenzen der Stadt hinaus, Robert und Clara Schumann lebten und arbeiteten während einiger entscheidender Jahre hier. Das auf Initiative von Mendelssohn gegründete Konservatorium zog Studierende aus aller Welt an. So auch den jungen Edward Grieg, Hoffnungsträger der skandinavischen Kunstmusik. Aber auch gesamte europäische Musikelite gab sich in Leipzig ein Stelldichein: Carl Maria von Weber, Frédéric Chopin, Franz Liszt, Hector Berlioz und viele andere. Leipzig war damit auch eines der europäischen Zentren der Kammermusik. Man traf sich, musizierte miteinander und spielte sich gegenseitig und vor einer gebildeten und enthusiastischen Bildungsbürgerschicht neueste Werke vor. Kammermusik fand damals, nicht nur, aber überwiegend, im privaten Rahmen statt – in bürgerlichen Salons – sozusagen in den Wohnzimmern der Bürgerschaft.
Leipzig war aber auch das bedeutendste Zentrum des gerade zu Beginn des 19. Jahrhundert stetig wachsenden und dynamischen Musikverlagswesens. Es band seit Beethoven Komponisten durch das gesamte 19. Jahrhundert hindurch geschäftlich an sich, es förderte ihre Musik und verbreitete sie. Namen wie Edition Peters, Breitkopf & Härtel und der Musikverlag Friedrich Hofmeister seien stellvertretend genannt. Auch im Klavierbau eroberten sich Leipziger Firmen einen führenden Platz und leisteten entscheidende Beiträge zur Instrumentenentwicklung. Erinnert sei an Firmennamen wie Tröndlin, Irmler, Hupfeld, Zimmermann, Feurich und die noch heute bedeutende Firma Blüthner.
Der als der „deutsche Tourte“ bezeichnete Bogenmacher Ludwig Bausch eröffnete sein Atelier in Leipzig. Seine Bögen wurden von den renommiertesten Musikern gespielt, so auch von dem Geiger Joseph Joachim, dem engen Brahms-Freund. Er war Ratgeber, Interpret und Widmungsträger vieler Werke des Komponisten.
Mit dem Mendelssohnhaus, dem Schumannhaus und der Grieg-Gedenkstätte stehen einmalige und authentische Orte für diese Kammermusik des frühen 19. Jahrhunderts zur Verfügung. Das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig verfügt über eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen historischer Klaviere.
Das Festival knüpft inhaltlich an Leipzigs große musikalische Zeit, den Aufbruch ins 19. Jahrhundert an. Erhaltene und heute noch immer spielfähige Instrumente, der intime Rahmen der Veranstaltungsorte und mit Tobias Koch und der Kammermusikformation Himmelpfortgrund ausgewiesene Experten im Umgang mit historischen Instrumentarium bieten für eine musikalische Zeitreise ideale Bedingungen. Und so wird anlässlich von Mendelssohns Todestag am 4. November Kammermusik dieser Zeit in ihrer authentischen Gestalt wieder aufleben.